Trump im Gewand eines Lockvogels

Von Wolfgang Nagorske

 

Donald Trump bleibt sich treu: America first. Mit einer Steuersenkung für Unternehmen von 35 auf 15 Prozent will er internationale Konzerne einladen, doch lieber in den USA zu investieren als in der großen weiten Welt. Einen ersten Erfolg hat er schon bei seinen nationalen Spitzenmarken erzielt. Die Internetgiganten Google, Apple und Facebook, die bisher ihre Gewinne in Irland, Amsterdam oder Singapur versteuern, weil hier durch weniger Steuern mehr Gewinn in der Hand bleibt, erklärten ihre Heimkehr in die Vereinigten Staaten. Sie legten auch sofort ein Investitionsprogramm auf, das bis zu 200 000 neue Arbeitsplätze schaffen soll.

Erfreut zeigen sich auch deutsche Konzerne wie Siemens oder die Autobauer VW und BMW. Wenn höhere Gewinne locken, geraten die industriellen Wurzeln schnell in den Hintergrund. Nein, mit einem Abwandern in großem Stil ist nicht zu rechnen. Die eine oder andere neue Fabrik könnte aber nun in Texas oder Kalifornien gebaut werden und nicht in Bayern oder Sachsen. Zum anderen bietet die Steuerreform a´la Trump auch ein Druckmittel in der Hand von europäischen oder asiatischen Unternehmen gegenüber ihren nationalen Regierungen. Senkt doch bitte die Steuern oder wir ziehen ins Trump-Land.

Doch in der Ökonomie lassen sich die Folgen einer veränderten Steuerpolitik zu Gunsten von Unternehmen nicht in ihrer Gänze und schon gar nicht im Detail vorhersagen. Die Frage, ob die Steuerausfälle durch die geringere Zahlung der Unternehmen mit mehr Steuereinnahmen einer höheren Beschäftigung ausgeglichen werden, lässt sich durch Prognosen nicht bestimmen. Bereits zu Beginn des Jahres konnte Washington seine Kommunen nicht ausreichend finanzieren, so dass wieder einmal eine Zahlungsunfähigkeit drohte, die im letzten Moment vom Kongress abgewendet wurde.

Amerikas Credo: Wenn es den Reichen gut geht, geht es auch den Armen besser, hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.


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