Kann Musik nazistisch sein?

Von Karl Klauss

 

Das Münchner Oktoberfest 2017 ist mit viel Weißbier und Weißwurst und lärmender Gaudi längst Geschichte und die Vorbereitungen für das kommende Fest sind bereits angelaufen. Doch nicht alle der über sechs Millionen Gäste waren mit diesem Fest zufrieden. Zum Beispiel regte sich aus dem Kreis der Musikwissenschaftler, gelinde gesagt, Empörung. Was war geschehen? Am Trachten-und Schützenumzug nahmen auch zwei Blasmusikkapellen aus dem Zillertal teil, die den Standschützenmarsch spielten. Für alle in der Blasmusikgeschichte nicht so Bewanderte wie ich, sei gesagt, dieser Standschützenmarsch war der Lieblingsmarsch der österreichischen Nationalsozialisten. Dieser Marsch enthält auch die Zeile „Hellau, jetzt soll´s zum Kampfe gehn“. Allen Flachländlern, auch den rheinischen Karnevalisten sei gesagt, das Wort „Hellau“ sollte in der Zeit des Nationalsozialismus im Zillertal und vor allem bei den Standschützen eine andere Bedeutung erhalten. Die seit dem 16. Jahrhundert bestehenden Standschützen sollten nun mit dem Kampfruf „Hellau“ ihr Zillertal verteidigen. Und im Jahre 1942 wurde dieser Standschützenmarsch komponiert. Aus der deutschen Geschichte wissen wir, dass die Nazis zahlreiche gern gesungene Volkslieder als ihr Eigentum reklamierten. Ob „Märkische Heide“ oder „Im grünen Wald“ hatten fortan völkisch zu sein. Die Nazis gibt es nicht mehr, die Lieder werden immer noch gesungen und zwar nach der Melodie des Volkes, der das völkische nicht innewohnt. Man muss nicht hinter jedem braun gewelkten Gras einen Anschlag der Nazis vermuten. Die Bedenken, ob Noten nazistisch sein können beantworten die Zillertaler Blasmusiker auf ihre Weise. „Wir spielen das Stück, weil es ein schöner Marsch ist, und nicht, weil der Komponist eine Nazi-Vergangenheit habe."


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