Melnyk und Kretschmer

Von Wolfgang Nagorske

Es vergeht kaum ein Tag, an dem der Botschafter der Ukraine Andrej Melnyk, nicht immer wieder neue Forderungen an Deutschland stellt. Auch nach seiner endlichen Abberufung durch die ukrainische Regierung ist er nicht leiser geworden. Seine jüngste Unverschämtheit: Eine Ausladung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer für einen geplanten Besuch in der Ukraine. Was war geschehen? Michael Kretschmer war Gast in einer Talkshow des ZDF und entwickelte Visionen, wie der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine beendet werden könnte und rief zu Verhandlungen auf, in welcher Form und auf welcher Ebene auch immer. Das Blutvergießen, so Kretschmer, muss beendet werden. Diese Auffassung eines deutschen Spitzenpolitikers verwirrte die Teilnehmer der Gesprächsrunde. So etwas hat man in den letzten Monaten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht vernommen. Da saßen der Moderator und seine vier oder fünf Gäste beisammen und hatten, von Nuancen abgesehen, alle die gleiche Meinung. Spannend ist das für den interessierten Zuschauer nicht. Und nun das. Der Moderator sammelte die anderen drei Gäste um sich und die Vierer-Gruppe brachte jeder für sich sein Entsetzen über die bisher nicht gehörten Worte im deutschen Fernsehen zum Ausdruck. Hatte man dem CDU-Politiker nicht zugehört oder ist es eine Art Reflex, jeden, der eine von der Regierungslesart abweichende Meinung, wie der Krieg beendet oder wenigstens gestoppt werden könnte, in die Ecke eines Putin-Verstehers zu rücken. Michael Kretschmer behielt mit unendlicher Geduld kühlen Kopf, was von den anderen Gästen in der Runde nicht behauptet werden konnte. Es ist davon auszugehen, dass der Sachse in die Ukraine reisen wird. Und Andrej Melnyk? Nun, seine Tage in Deutschland sind gezählt. Er soll eine andere Aufgabe erhalten. Vielleicht wird er ja Botschafter in Afghanistan.


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