Ist der Krieg schuld an der hohen Inflation?

Von Wolfgang Nagorske

Ja, natürlich, wer den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit einem Embargo von preiswertem russischen Gas beantwortet und das nun fehlende Gas teuer auf dem Weltmarkt ersetzen muss, treibt den  Energiepreis in die Höhe. Eine jegliche Produktion benötigt Energie. Und so setzt sich eine Kettenreaktion in Gang, die höheren Energiepreise auf nahezu jedes Produkt umzulegen. Und dennoch. Diese ökonomische Logik greift zu kurz. Eine Volkswirtschaft als Ganzes verfügt über wirksame Möglichkeiten, die Inflation zu bekämpfen. Denn die Stabilität einer Währung ist unverzichtbar für die Entwicklung der sozialen Marktwirtschaft. Zuletzt traf uns eine Inflation des heutigen Ausmaßes vor rund 50 Jahren, als die Ölproduzierenden Staaten im Nahen Osten die Produktion drosselten und die Preise in die Höhe schossen. Der damalige Finanzminister Helmut Schmidt reagierte mit einem Bündel von Gegenmaßnahmen, darunter ganz unorthodox mit einem Sonntagsfahrverbot für PKW. Durch höhere Zinsen und eine Verknappung der Geldmenge war die Inflation nach wenigen Monaten besiegt. Jede Zeit braucht ihre eigenen Antworten. Und so ist heute nicht alles zu übernehmen. Eine Zinserhöhung ist nur durch die Europäische Zentralbank EZB möglich und diese zögert mit Blick auf die unterschiedlichen Gegebenheiten in den 27 Mitgliedsstaaten. Die wesentlichen Ursachen der Krise, so die EZB, sind mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, hohe staatliche Defizite und Schulden sowie schwache Finanzsysteme in einigen Mitgliedstaaten. Hierzu sind umfassende Strukturreformen nötig, die nur von den Regierungen und Parlamenten auf den Weg gebracht werden können. Und das kann dauern. Aber was wäre national möglich? In Frankreich wurde der Gaspreis eingefroren und die Erhöhung des Strompreises auf vier Prozent beschränkt, während der Marktpreis 30 Prozent höher liegt. Dazu kommt ein Benzinrabatt von 18 Cent pro Liter an der Tankstelle. Doch die Koalition in Berlin setzt auf Entlastungspakete. Tröpfchenweise.


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