Frieren für den Frieden?

Von Wolfgang Nagorske

In diesen schmerzvollen Tagen eines Krieges in Europa erfahren wir erneut das fatale Versagen von deutscher Politik und Diplomatie. Nach dem desaströsen Corona-Debakel der vergangenen zwei Jahre, erleben wir nun in einem ungleich bedrohlicherem Szenario strategische Denkspiele, bei denen man nur den Kopf schütteln kann. Es ist bekannt, dass Deutschland ein Großteil seiner Rohstoffe aus Russland bezieht. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums macht der Anteil deutscher Importe bei Kohle rund 50 Prozent aus, bei Rohöleinfuhren liegt der Anteil bei rund 35 Prozent und beim Erdgas sind es sogar 55 Prozent. Die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen möchte das nun ändern. Um Russland entscheidend zu schwächen, solle jeder Einzelne an seinem Platz dazu beitragen und den eigenen Energiebedarf drastisch senken. Ja, die Heizung lässt sich abschalten, fordert sie. Für den Frieden kann man doch mal auch frieren und damit den russischen Energieimport stoppen. Einen ähnlichen Vorschlag machte auch Klimaminister Robert Habeck: „Wenn man Putin schaden will, dann spart man Energie.“ Flüssiggas, vor allem aus den USA, soll die Lösung sein. Von Habeck bisher immer verteufelt, weil die Erzeugung unter umweltschädlichen Bedingungen erfolgt. Abgesehen davon verfügt Deutschland gegenwärtig aber über keinen einzigen Terminal zum Entladen der Schiffe mit Flüssiggas aus den USA. Ohne Atomenergie und bald auch ohne Kohlekraftwerke droht uns ein Energie-Chaos, da der schleppende Ausbau von Wind-und Solarenergie gegenwärtig erst die Hälfte unseres Energiebedarfes abdeckt. Also sollen wir frieren für den Frieden. In diesem Slogan steckt allerdings auch ein gewisses Geschmäckle. In einer dunklen Zeit deutscher Geschichte vor rund 80 Jahren sollten unsere Eltern und Großeltern auch frieren. Damals hieß es frieren für den Endsieg.


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