Zwei Wochen Krieg und kein Weg zum Frieden

Wolfgang Nagorske

Wer redet, der schießt nicht. Diese uralte diplomatische Erfahrung scheint in diesen Tagen auf allen Seiten vergessen zu sein. Seit zwei Wochen ist Krieg in Europa und ein Weg zum Frieden, oder wenigstens zu einer Waffenpause, ist nicht in Sicht. Dafür wird die Sprache auf allen Seiten immer martialischer. Russland beharrt auf eine vollständige Entmilitarisierung der Ukraine. Wie diese Forderung in der Praxis aussehen soll, wissen wahrscheinlich selbst die Herren im Kreml nicht. Auch das kleine Luxemburg verfügt über Militär. Kriegsrhetorik vernimmt man auch aus Kiew. Die NATO solle aufhören, Russland mit Worten zu erschrecken. Die ukrainische Führung fordert unverblümt Waffen und unausgesprochen ein militärisches Eingreifen. Daran, so heißt es aus Kiew, erkennen wir unsere wahren Freunde. Aber auch aus Berlin ist Erschreckendes zu hören. Außenministerin Annalena Baerbock prophezeit: Mit unseren Sanktionen werden wir Russland ruinieren. Was für Worte, was für ein Ziel. Allein ein Blick auf die Landkarte müsste schon zu berechtigten Zweifeln führen. Ein Blick in das Geschichtsbuch könnte auch gar nicht so lange zurückliegende Erkenntnisse wieder in das Bewusstsein fördern. Von 1941 bis 1945 wurden auf dem Territorium Russlands und der Ukraine die schlimmsten Schlachten der Geschichte geschlagen, auf russischer und ukrainischer Erde wurde die faschistische deutsche Armee vernichtend geschlagen. Es gehört zur Tragik der Geschichte, dass sich heute Russland und die Ukraine in einem Krieg befinden. Beide Staaten haben angesichts der Millionen von Toten im zweiten Weltkrieg, der Trümmer und Ruinen, die der Krieg hinterlassen hat, in den Jahrzehnten danach eine bemerkenswerte wirtschaftliche Leistung vollbracht. Russland ist heute eine Großmacht, die Sanktionen schwächen, aber niemals ruinieren werden. Es wirkt beruhigend, wenn der deutsche Bundeskanzler feststellt, Deutschland braucht russische Rohstoffimporte. Und es wäre mehr als nur eine Lehre aus der Geschichte, wenn Deutschland sich als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine in diesem so leidvollen Konflikt anbieten würde.


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