20 Jahre Euro

Von Wolfgang Nagorske

So ziemlich leise beging der Euro zu Beginn des Jahres seinen 20. Geburtstag. Genau genommen können nur Deutschland und weitere zehn Staaten dieses Jubilaum feiern. Acht weitere Staaten kamen im Verlauf der Jahre hinzu. Doch groß gefeiert wurde in den 19 europäischen Eurostaaten nicht. Der Euro-Einführung ging ein schwieriger politischer Kompromiss zwischen Deutschland und Frankreich voraus: Paris billigte die deutsche Wiedervereinigung, dafür verzichtete Berlin auf die heiß geliebte D-Mark. Vor allem in Deutschland erreicht der Euro nicht annähernd die Beliebtheit der noch immer bewunderten D-Mark. In den europäischen Verträgen ist vorgesehen, dass eines Tages alle Mitgliedstaaten der EU den Euro haben. Doch nach der Finanzkrise und dem Griechenland-Debakel sank die Begeisterung für den Euro auf einen Tiefpunkt. Polen, Tschechien und Ungarn hätten nach dem ursprünglichen Zeitplan bereits Euroländer sein sollen. Doch davon ist längst keine Rede mehr. In den wirtschaftlich schwächeren Staaten wächst die Skepsis, von den stärkeren Ländern erdrückt zu werden. Willige Länder wie Rumänien und Bulgarien scheitern gegenwärtig an den strengen Euro-Kriterien. Auch in Deutschland haben sich namhafte Ökonomen gegen die Einführung des Euro gestemmt. Die Professoren Wilhelm Hankel, Wilhelm Nölling, Joachim Starbatty und Karl Albrecht Schachtschneider klagten vor dem Bundesverfassungsgericht. Sie sahen in der fortwährenden Geld-und Kreditschöpfung eine Quelle von Finanzkrisen. Mehr Geld dürfe nicht durch Geld erwirtschaftet werden, sondern durch Arbeit. Spätestens in der Finanzkrise 2008 dachten viele Euro-Enthusiasten an Hankel und die anderen. Der renommierte kanadische Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Mundell, der „Vater des Euro“, ist im vergangenen Jahr mit 88 Jahren auf seinem Schloss in der Toskana gestorben. Auch seinem Kind, dem Euro, geht es nicht besonders gut. Der Euro ist nicht sterbenskrank, aber eine gesunde Währung sieht anders aus.


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