Blitzergeld fest eingeplant

Von Wolfgang Nagorske

Am Anfang steht die Moral. Die Verantwortlichen in deutschen Städten und Gemeinden werden nicht müde zu erklären, wie besorgt sie um das Wohl ihrer Bürger sind. Der zunehmende Alltagsverkehr durch Auto und Trucks bedroht nicht nur die unmittelbare Umwelt. Nein, auch das Leben der Einwohner ist in ständiger Gefahr. Vor allem durch unbelehrbare Raser in der Innenstadt und auf Landstraßen. Da es mit der Vernunft der so genannten Unbelehrbaren offenbar nicht zum Guten bestellt ist, sollen Strafen den Weg zur Tugend weisen. Wenn das Wort Blitzer fällt, leuchten die Augen der Kämmerer. Bittet ein Sportverein für seine Kinder- und Jugendarbeit mehrmals im Jahr um einen Zuschuss, dann verweisen die städtischen Geldverwalter stets mit einem Verständnis erheischenden Achselzucken auf die chronisch leeren Kassen. Aber, wie ein Wunder. Wenn es um die Anschaffung eines modernen, getarnten Blitzer geht, dann wandern schon mal eine halbe Million Euro über den Genehmigungstisch. Es dient ja der Gesundheit der Bürger. Und Dank der Unbelehrbaren klingeln am Ende des Jahres immer wieder die Kassen. Deshalb sind Millionen Euro an Einnahmen bereits fest im Haushalt der Stadt eingeplant. Spätestens hier endet die Heuchelei um die Sorgen der Mitbürger. In den Anfangsjahren der Blitzerproduktion waren die Einnahmen aus Verkehrsvergehen ein Zubrot zum kommunalen Haushalt. Heute werden feste Größen eingeplant und eine planmäßige Steigerung für die kommenden Jahre. Das Schöne daran ist, es ist einfach verdientes Geld. Man braucht sich auch keine Gedanken über die Ansiedlung von Steuer zahlenden Unternehmen zu machen. Zehn Blitzer bringen es auch. Verkehrsrechtsanwälte schütteln bereits über die Kreativität bei der Standortwahl im Aufstellen von Blitzern den Kopf. Sie vermissen diese Kreativität zum Beispiel bei einer alle einbeziehenden modernen Verkehrsplanung. Eine Sorge freilich treibt die Kämmerer um. Hoffentlich bleiben die Unbelehrbaren auch morgen noch so unbelehrbar wie heute. Nicht auszudenken, wenn das nicht so wäre.


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