Der unsterbliche Mikis Theodorakis

Von Wolfgang Nagorske

Sein ganzes Leben war ein Kampf. Schon als 18-jähriger kämpfte er in der griechischen Untergrundarmee gegen die deutschen, italienischen und bulgarischen Besatzer, wurde in der Gefangenschaft gefoltert. Als Ende 1944 die Besatzungsarmeen geschlagen abzogen, währte die Freude über den Sieg nicht lang. Die Sieger gerieten über die Zukunft Griechenlands in Streit, der innerhalb weniger Monate zu einem bewaffneten Bürgerkrieg führte. Theodorakis kämpfte auf Seiten der Linken. Wieder Gefangenschaft, wieder Folter. Er wurde zweimal lebendig begraben und überlebte diese Folter nur knapp. Sein Vater verkaufte sein Land und holte ihn ins heimische Kreta. Nur allmählich erholte er sich von den Wunden des Krieges. Nach einem Musikstudium in Paris widmete sich Theodarakis der klassischen Musik und schrieb Symphonien und Opern. So vielfältig sein Werk, sie wurzelte in der griechischen Volksmusik. Als er 1964 die Musik zum Film „Alexis Sorbas“ mit Anthony Quinn in der Titelrolle schrieb, kannte sein Bekanntheitsgrad keine Grenzen. Sein Sirtaki eroberte die Welt. Für viele Griechen ist Theodorakis die "Stimme des Volkes". Seine Musik galt den Menschen vor allem in historisch schweren Zeiten wie der griechischen Militärdiktatur von 1967 bis 1974 als Trost, aber auch als Zeichen des Widerstands. Er selbst zog wieder den Kampfanzug an, um gegen die verhasste Militärjunta zu kämpfen, wurde festgenommen und ins Gefängnis geworfen. Nach weltweit anschwellenden Protesten ließen die Generäle ihn frei. Er durfte nicht in Griechenland bleiben und ging ins Exil nach Paris. Nach der Abdankung der Militärs 1974 kehrte Theodorakis zurück und gab im traditionsreichen Karaiskakis-Stadion von Piräus vor über 40 000 Besuchern sein erstes Konzert im wieder freien Himmel über Griechenland. Er wurde frenetisch gefeiert. Sie hatten ihn wieder, ihren großen Sohn, die Stimme des Volkes. Nun ist er im Alter von 96 Jahren in Athen gestorben. Seine Musik wird weiterleben. Sie ist unsterblich.


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