Der Friede am Hindukusch

Von Wolfgang Nagorske

„Die Sicherheit Deutschlands wird auch am Hindukusch verteidigt. Die Landesverteidigung steht nicht mehr an der ersten Stelle.“ Das sagte im Dezember des Jahres 2002 der damalige deutsche Verteidigungsminister Peter Struck. Diese Sätze waren das Signal für die Entsendung von Soldaten der Bundeswehr nach Afghanistan. Schon vor 19 Jahren waren diese Aussagen höchst umstritten. Im Umkehrschluss hätten ja Russland, China oder jedes andere Land auf der Welt in ihren Militärdoktrinen festlegen können, dass ihre Sicherheit am Rhein verteidigt wird. Doch die Stimmung in der Welt sah ein Jahr nach den Terroranschlägen auf New York anders aus. Afghanistan galt damals als Ausgangspunkt und Rückzugsort des muslimischen Terrorismus. Und so gab es durchaus nicht wenig Zuspruch für die Landung von US-Truppen und ihrer Verbündeten am Hindukusch. Es sollte ja nicht nur die Terrororganisation der Taliban bekämpft, sondern auch demokratische Strukturen aufgebaut werden. Die Bundeswehr sollte sich nicht an Kampfeinsätze beteiligen. Ihre Aufgabe bestand im Aufbau von Schulen und in der Verbesserung der Infrastruktur in ihrem Standort Masar-i-Scharif  im Norden Afghanistans an der Grenze zu Tadshikistan. Doch schon nach wenigen Jahren zeigte sich, dass dieses vielfach geteilte und politisch zersplitterte Land, nicht zu befrieden ist. Die Nato-Staaten hatten immer höhere Opferzahlen zu beklagen und die schwache, demokratische Regierung in Kabul ist dem Druck der Taliban nicht gewachsen. Als vor zwei Jahren der umstrittene US-Präsident Donald Trump den Abzug der US-Soldaten ankündigte, wurde er in den europäischen Nato-Staaten belächelt und verteufelt. Sein im Wahlkampf erbitterter Gegner und heutiger Präsident Joe Biden vollzog die Kehrtwende und ordnete den Rückzug aus Afghanistan an. Kein Protest der verbündeten Staaten und schon gar nicht von der Bundesregierung. Wer verteidigt nun den Frieden am Hindukusch?


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