Es gibt keinen Frieden unter den Oliven

Von Wolfgang Nagorske

Im Nahen Osten fliegen wieder die Raketen, fallen Bomben und Panzer rücken vor. Schon seit mehr als hundert Jahren werden im Nahen Osten Oliven angebaut. Und ebenso lang wird die Region von kriegerischen Konflikten heimgesucht. Weise aus dem Morgenland behaupten sogar, es gibt keinen Frieden unter den Oliven. In diesen Tagen behalten sie wieder Recht. Wie so oft, kann man gar nicht so genau sagen, was diesmal den latenten Funken zwischen Palästinensern und Israel zur Entzündung brachte. Es war wohl, wie so oft, eine völkerrechtswidrige Landnahme Israels gegenüber palästinensischen Bewohnern an der Grenze zu Ost-Jerusalem. Doch die Wurzel des Dauerkonfliktes reicht zurück in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Die neu gegründeten Vereinten Nationen wollten als Folge des unermesslichen Verbrechens des deutschen faschistischen Staates gegenüber der jüdischen Bevölkerung einen jüdischen und einen palästinensischen Staat im ehemaligen britischen Mandatsgebiet Palästina gründen. Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel gegründet. Zur Gründung eines palästinensischen Staates ist es bis heute nicht gekommen. Das ist eine der immer wiederkehrenden Spannungen zwischen Juden und Palästinensern im Nahen Osten, die bereits zu mehreren Kriegen führten. Deutschland tut sich unter den Belastungen der Vergangenheit schwer, sich in dieser Frage eindeutig zu entscheiden. Gemeinsam mit der EU und den Vereinten Nationen favorisiert sie eine Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten, die Israel vehement ablehnt. Immer wieder gerät Deutschland zwischen die  Fronten, ob ihrer einseitigen militärischen Unterstützung für Israel. Auch in diesen Tagen hört man aus Berlin keine eindeutige Stellungnahme. Umso wohltuender die Stimme des Linken-Politikers Gregor Gysi, der ein Ende deutscher Waffenlieferungen nach Israel fordert. Gysi muss sich immer wieder antisemitischen Schmähungen erwehren, weil er jüdische Vorfahren hat. Gysi fordert aber auch von den Palästinensern die Achtung vor dem jüdischen Staat. Gegenseitige Achtung, wenigstens das, ist die Grundvoraussetzung für einen Frieden unter den Oliven. Oder behalten die Weisen aus dem Morgenland Recht?  


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