Applaus allein ist viel zu wenig

Von Wolfgang Nagorske

Es wurde wieder einmal viel gefeiert und die Frauen stehen dabei im Mittelpunkt. Wenigstens einmal im Jahr, auf der ganzen Welt, am internationalen Frauentag. Zum ersten Mal fand der Frauentag am 19. März 1911 statt. Zehn Jahre später legte eine internationale Konferenz kommunistischer Frauen in Moskau den Tag auf den 8. März. Es war die deutsche Sozialistin Clara Zetkin, die bereits 1910 eine Idee von Frauenrechtlern aus den USA aufnahm, die vor allem für ein Wahlrecht kämpften. Im Jahre 1975  haben dann auch die Vereinten Nationen den 8. März zum Tag für die Rechte der Frau erklärt. Aber mit den Rechten für die Frauen ist es so eine Sache. In vielen Ländern der Erde sind sie so rechtlos, wie vor hundert Jahren. Aber auch in den entwickelten Demokratien hat es lange gebraucht, um die Rechte der Frauen hin zu einer Gleichberechtigung zu entwickeln. In der Bundesrepublik Deutschland durften Frauen erst in den 1960er Jahren mit Zustimmung des Ehemannes ein eigenes Konto eröffnen. In der DDR stand die Gleichberechtigung in der Verfassung, im wirklichen Leben aber nur wenige Frauen in Führungspositionen. Von 709 Abgeordneten im gegenwärtigen deutschen Bundestag sind nur 223 Frauen. Das sind 31 Prozent. Nachdenklich stimmt vor allem, dass der Frauenanteil 2013 noch bei 37 Prozent lag. Aber es geht ja nicht allein um die Quote. Nach wie vor verdienen Frauen weniger in Vollzeit und arbeiten in weniger gut bezahlten Arbeitsverhältnissen, in der Corona-Krise sind sie häufiger arbeitslos geworden. Gerade in der Pandemie haben Frauen in den Krankenhäusern und Pflegeheimen Außerordentliches geleistet. Wir erinnern uns an jene Bilder, als den Pflegerinnen und Krankenschwestern auf den Balkonen applaudiert und gedankt wurde. Eine Erhöhung der Entlohnung für die gefeierten Heldinnen ist jüngst gescheitert. Eine Schande für Deutschland. Applaus allein ist viel zu wenig.


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