Neues von den Hohenzollern

Von Wolfgang Nagorske

Georg Friedrich Prinz von Preußen ist nicht irgendein Ururenkel, er ist der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Und er macht mal wieder Schlagzeilen. Bei der seit 2015 laufenden gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen Brandenburg und den Hohenzollern geht es um Immobilien. Das Land hatte eine Entschädigung auf Basis des Einigungsvertrages abgelehnt. Dagegen klagen die Hohenzollern, es geht um 1,2 Millionen Euro. Nun droht der Prinz von Preußen mit dem Abzug von Leihgaben aus öffentlichen Museen in Berlin und Brandenburg. Laut Gesetz bekommt keinen Ausgleich, wer dem nationalsozialistischen System "erheblichen Vorschub geleistet hat". Die historische Rolle der Hohenzollern mit Blick auf das NS-Regime wird von namhaften Historikern entsprechend eingeschätzt. Der dreiste Ururenkel bestreitet die Verwicklungen seiner Vorfahren in das NS-Regime und verlangt umfangreiche Besitztümer der 1918 enteigneten kaiserlichen Familie zurück. In Potsdam gefällt ihm das jüngst aufwendig restaurierte Schloss Cecilienhof und im märkischen Land das Schloss Rheinsberg. Dem klagenden Hohenzollernspross sei ein Blick in die Geschichte empfohlen. Sein Ururopa war nicht unwesentlich an der Entfesselung des 1. Weltkrieges beteiligt und schickte Hunderttausende deutscher Soldaten in den Gräben von Verdun und im Argonnerwald in den qualvollen Tod. Als am Ende des Krieges das deutsche Volk ausgeblutet und demoralisiert die Furcht vor dem Kaiser verlor, flüchtete er von Potsdam in das sichere Holland. Dort lebte der „Oberste Kriegsherr“ durchaus nicht mittelos. Bei der Fürstenabfindung von 1926 wurden Wilhelm II. bedeutende Vermögenswerte zugesprochen, die ihm ein Leben der "gehobenen" Art sicherten. 1929, im ersten Jahr der Weltwirtschaftskrise, verfügte der Ex-Kaiser über ein Vermögen von 55 Millionen Reichsmark. Dass Wilhelm II. Hitler 1940 gönnerhaft für den "von Gott geschenkten gewaltigen Sieg" der deutschen Wehrmacht über Frankreich gratulierte, zeigte seine Nähe zu den Nationalsozialisten. Dem einstigen Kronprinzen Wilhelm wird Sympathie zu den Nazis nachgesagt. Ein strammer Parteigänger Hitlers war August Wilhelm Prinz von Preußen, der bereits 1930 in die SA eintrat, dort zum Gruppenführer befördert wurde und 1933 für die NSDAP in den Reichstag einzog. Widerstand gegen das Nazi-Regime sieht anders aus.


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