Was dürfen wir noch sagen

Von Wolfgang Nagorske

Journalisten und vor allem Sportjournalisten leben gegenwärtig gefährlich. Es gibt so was Ähnliches wie eine Sprachpolizei und die schlägt erbarmungslos zu. Jüngst traf es Fußball-Fachmann Marcel Reif. Als der Gladbacher Stürmer Brel Embolo während einer Corona-Party erwischt wurde, waren die Schlagzeilen in den Medien groß und es wurde über die Höhe der Geldstrafe weit und breit diskutiert. Marcel Reif blickte in die Vergangenheit und sagte sinngemäß, früher wurde ein Vergehen in der Mannschaft anders geregelt, da hat die Truppe gesagt, Trainer verlass mal die Kabine und dann ging es los. Das war der Sprachpolizei zuviel. Hatte Reif etwa gemeint, dann wurde der Spieler verprügelt? Und auf Embolo bezogen noch dazu ein Spieler mit dunkler Hautfarbe. Für die Sprachpolizisten lag die Sache klar auf dem Tisch, das ist Rassismus in Reinkultur. Zumal Reif ein Wiederholungstäter ist. Jüngst hatte er sich auch zu der bedrohlichen Lage des Traditionsklubs Schalke 04 in der Bundesliga geäußert. Der Klub, so Reif, verfolge eine verfehlte Transferpolitik. Die Königsblauen brauchen Malocher und keine filigrane Jungtürken. Ähnliche Worte fand auch der ehemalige Fußballprofi Steffen Freund, der auch für Schalke spielte, auf Schalke wird Fußball gekämpft und das ist nicht die Mentalität der gegenwärtigen Spieler aus Nordafrika. Das brachte das Fass zum überlaufen. Auch Freund landete auf den Index der Sprachpolizei und diese erwartet zumindest eine Entschuldigung. Wofür eigentlich? Soll die Sprache des Fußballs desinfiziert werden und jegliche Emotionalität verlieren? Bei den Schalker Knappen, die am 21. Mai 1997 in Mailand den UEFA-Pokal gewannen, spielte ein gewisser Marc Wilmots. Er schoss den entscheidenden Elfmeter zum Sieg. Wilmots nannte man das Kampfschwein. Der belgische Nationalspieler und spätere Nationaltrainer fühlte sich geehrt. Er kann froh sein, das es damals noch keine Sprachpolizei gab.


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