Der Impfstoff ist da und auch der Streit

Von Wolfgang Nagorske

Nun ist er endlich da, der lang ersehnte Stoff, der uns letztendlich von den Fesseln der Pandemie befreien soll. Ein Grund aufzuatmen und sich zu freuen. Aber nicht in Deutschland. Der Impfstoff ist da, aber oh weh, für einen zügigen Start steht er in nicht ausreichendem Maße zur Verfügung. Nun schaut einer den anderen an, wer trägt für dieses Dilemma die Verantwortung? Und nun beginnt, wie in ähnlichen Fällen auch, das sattsam bekannte Schwarze-Peter-Spiel. Plötzlich richten sich alle Augen auf Angela Merkels Musterminister Jens Spahn. Das macht Sinn, denn Spahn ist für die Gesundheit des Volkes zuständig. Nur der Gesundheitsminister sieht das anders. Zunächst wendet er ein, für die Bestellung der heiß ersehnten Impfdosen ist die EU verantwortlich. Na gut, aber eine Nachfrage bei der EU, wie viel Impfstoff denn für Deutschland vorgesehen sei, wäre doch erlaubt. Dann hätte man erfahren können, dass das vorgesehene Kontingent für ein 80-Millionen-Volk viel zu gering ist. In diesem Fall ist es jedem EU-Land erlaubt nachzubestellen. Das ist offensichtlich nicht geschehen. Nun liefert Herr Spahn eine andere Begründung. Die Panne sei ein Produktionsproblem und kein Bestellungsproblem. Diese Aussage löst bei dem deutschen Impfstoff-Produzenten Biontech Verwunderung aus. Und das ist verständlich. Die Wirtschaft produziert und liefert nach Bestellung, das ist bei Autoproduzenten nicht anders als bei Herstellern von Lebensmitteln. Und so auch bei den Produzenten von Impfstoffen. Nun stehen wir vor der Situation mit dem Impfen in großem Stil beginnen zu können, aber der Impfstoff ist nicht da. Während die USA, England und Israel schon im Sommer vorsorglich Millionen Impfdosen bestellt haben und nun rund um die Uhr impfen, stehen die EU und damit auch Deutschland mit fast leeren Händen da.


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