Der Kniefall von Warschau

Von Wolfgang Nagorske

Es war ein diesiger Tag an diesem 7. Dezember 1970 in der polnischen Hauptstadt. Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Willy Brandt weilte zu einem Staatsbesuch in der Volksrepublik Polen, um einen Vertrag zu unterzeichnen, der die Beziehungen zwischen der BRD und Polen 25 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges auf eine neue Ebene stellen sollte. Bis dahin gab es keine diplomatischen Beziehungen zwischen Bonn und Warschau. Damit erkannte die Bundesrepublik die Westgrenze Polens an Oder und Neiße an, wie sie im Potsdamer Abkommen von den Siegermächten im zweiten Weltkrieg festgelegt wurde. Der andere deutsche Staat, die DDR, hatte die Grenze bereits 20 Jahre früher anerkannt. Neben den Verhandlungen gab es an diesem 7. Dezember 1970 auch bei diesem Staatsbesuch ein diplomatisches Protokoll. Willy Brandt legte am Grabmal des Unbekannten Soldaten einen Kranz nieder und begab sich dann zum Denkmal für die Opfer des Aufstandes im Warschauer Ghetto. Hier kniete der deutsche Bundeskanzler nieder. Eine solche Geste hatte die Welt noch nicht gesehen. Willy Brandt sagte später, er hatte plötzlich das Gefühl, dass angesichts der Verbrechen des Hitlerregimes am polnischen Volk ein Kranz zu wenig war. Er kniete nieder, und bat um Vergebung. Willy Brandt bat um Vergebung, obwohl er selbst von Hitler verfolgt und ins Exil getrieben wurde. Er nahm die Schuld der Deutschen im Weltkrieg auf sich. So sehr der Kniefall in Polen und in der Welt große Beachtung und Respekt auslöste, in der Bundesrepublik war das Echo geteilt. Die damalige Opposition der CDU versuchte zwei Jahre später Willy Brandt im Bundestag zu stürzen und scheiterte.


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