Corona bringt es an den Tag

Von Wolfgang Nagorske

Viele haben es gewusst, noch mehr haben es geahnt und alle haben geschwiegen. Nun bringt es das Corona-Virus an den Tag. Die Zustände in der deutschen Fleischindustrie sind erbärmlich und beschämend für ein Land wie Deutschland, das in der Welt für seine hohen Standards im Arbeitsschutz und der gesundheitlichen Fürsorge am Arbeitsplatz einen guten Klang hat. Jetzt wissen wir es. Das gilt nicht für überall. Die deutsche Fleischindustrie beschäftigt Tausende Arbeitskräfte aus Rumänien, Bulgarien und anderen osteuropäischen Ländern und nutzt die prekäre wirtschaftliche Situation dieser Menschen in ihren Heimatländern aus. Der niedrigste Lohn hier in Deutschland ist immer noch mehr als zu Haus. Sie arbeiten länger als es hierzulande erlaubt ist und sind in Räumen untergebracht, wo jedem einzelnen mitunter nicht mehr als fünf Quadratmeter zur Verfügung stehen. Und das in Zeiten der Corona-Epidemie, von Abstand und Atemschutz keine Spur. Es spricht nicht für unternehmerische Intelligenz, über diese tickende Zeitbombe hinweg zu sehen. Die Explosion folgte und der Schock ist groß. Noch erschütternder ist die ungebrochene Ignoranz und Arroganz des Chefs eines der großen Fleischkonzerne: Wenn wir hier in Deutschland nicht mehr produzieren können, dann verlagern wir unsere Produktion eben ins Ausland. Man möchte ihm noch hinterher rufen, hoffentlich auf ein nimmer Wiedersehen.


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