Der schwierige 8. Mai 1945
Von Wolfgang Nagorske
Am 8. Mai 1945 endete die Schreckensherrschaft des deutschen Faschismus. Der von Deutschland 1939 mit dem Überfall auf Polen ausgelöste 2. Weltkrieg verwandelte weite Teile Europas in ein Trümmerfeld und kostete über 50 Millionen Menschen das Leben. In vielen Staaten Europas ist der 8. Mai ein Feiertag, der Tag an dem Deutschland von den allierten Truppen besiegt wurde. Nur in Deutschland wird dieser Tag nicht als Tag der Befreiung gefeiert. Während in der DDR der 8. Mai bis 1967 als der Tag der Befreiung gefeiert wurde, schieden sich in der Bundesrepublik an diesem Tag die Geister. Zum 20. Jahrestag 1965 sagte Bundeskanzler Ludwig Erhard, dass man den Tag einer Niederlage doch nicht feiern könnte. Als fünf Jahre später Bundeskanzler Willy Brandt von der Befreiung vom Faschismus sprach, erntete er Empörung und Beleidigungen aus den Reihen der CDU-Opposition. Warum sollte man eine Kapitulation feiern? Fünfzehn Jahre später erfolgte der Dammbruch, als Bundespräsident Richard von Weizsäcker vom 8. Mai als einem Tag der Befreiung vom deutschen Nationalsozialismus sprach. Doch auch das wiedervereinigte Deutschland konnte sich nicht durchringen, den 8. Mai als Feiertag der Befreiung vom Faschismus zu begehen. Es wäre ein Signal an die Völker Europas gewesen, aber vor allem auch an alle Deutschen sich vor ihrer Verantwortung aus der Geschichte immer bewusst zu sein. Heute, 75 Jahre später ist der Dämon des Antisemitismus und des rechtsradikalen Gedankenguts immer noch latent. Der 8. Mai 2020 wird in der Hauptstadt Berlin als Feiertag begangen. Nur in diesem Jahr. Aber immerhin.