Der Umgang in der Krise

Von Wolfgang Nagorske

 

Schon wieder ein Verdachtsfall in Oberammergau-Süd. Auch in Morgenröte-Himmelskranz eine Familie in Quarantäne. Sind das die Schlagzeilen in großen Buchstaben, die wir jetzt brauchen in einer Krise, von der niemand mit Bestimmtheit sagen kann, welchen Verlauf die Corona-Pandemie nehmen wird? Wohl eher nicht. Damit erhöht man die Verkaufszahlen auch nicht wesentlich, aber es werden Ängste geschürt, die dann in Panik ausufern können. Erste Anzeichen erleben wir gerade vor den Supermärkten, wo der Andrang groß ist, weil es an den Kassen ob der überbordenden Einkäufe nur schleppend voran geht. Zu diesem Zustand haben nicht nur die Medien beigetragen. Auch die sich stündlich widersprechenden Wissenschaftler und Politiker haben daran ihren Anteil. Es ist bei weitem keine Floskel, wenn man sich gerade in unsicheren und unwissenden Zeiten daran hält, was Generationen vor uns in ähnlichen Situationen beherzigten: In der Ruhe liegt die Kraft. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert die Tuberkulose ganz Europa geißelte, stürzte sich auch der deutsche Arzt Robert Koch vehement in die Erforschung der Ursache für die tödliche Krankheit. Zu vehement, wie er später bekannte. Getrieben von der ärztlichen Pflicht und Verantwortung führten ihn zahlreiche Irrwege letztlich doch zum Erfolg. Gelassenheit, ob in der Forschung oder in der Politik, ist nicht zu verwechseln mit Untätigkeit. Das Gebot der Stunde in der Politik heißt angemessene und verlässliche Information an die Menschen über den Stand der Dinge. Wer sich stündlich widerspricht, verliert nicht nur an Glaubwürdigkeit, sondern schürt das Feuer auf dem Weg zur Panik. Die Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlichte in einem Report, dass 2015 über 1,4 Millionen Menschen auf der Welt an Tuberkulose starben. Vor fünf Jahren habe ich darüber keine Schlagzeile gelesen. Dafür erfahre ich heute, dass es in Oberammergau-Süd einen weiteren Corona Verdachtsfall gegeben hat.


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