Ein abwegiger Vorschlag

Von Wolfgang Nagorske

 

Die Weihnachtszeit lebt von Liebe und Nächstenliebe und in dieser Zeit werden Konflikte von weihnachtlicher Musik, Vorfreude und Freude überdeckt und verdrängt. Und das hat auch sein Gutes. Innehalten von kontrovers diskutierten Themen, wenigstens für ein paar Tage. In der stressigen Vorweihnachtszeit jedoch machte der renommierte Wirtschaftsjournalist Rainer Hank in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung einen Vorschlag, wie das so kontrovers diskutierte Thema der Flüchtlingspolitik gelöst werden könnte. Er schlägt eine marktwirtschaftliche Lösung vor und fordert: Flüchtlinge sollen Eintritt zahlen. Es sind ja nicht die Ärmsten der Armen, die sich aus dem Nahen Osten und Nordafrika auf den Weg nach Europa machen. Das Geld, das sie den kriminellen Schleppern zahlen, könnte legalen Migrationsuntermehmen zu Gute kommen, die für eine legale Einwanderung sorgen. Dieser Vorschlag ist abwegig, und zwar aus mehreren Gründen. Hank hat recht, wenn er sagt, unter den Flüchtlingen gibt es Menschen, die man weiß Gott nicht als arm bezeichnen kann, aber es sind eben auch Menschen, mit Sicherheit die Mehrheit, die alles andere als wohlhabend, die bettelarm sind. Die Flüchtlinge, die den Granaten in Syrien und Irak entkamen, haben in der Tat nichts als ihr Leben gerettet. Diesen Menschen kann man das Recht auf Asyl doch nicht verwehren, nur weil sie kein Scheckbuch gerettet haben. Hanks Überlegungen streuen noch mehr Konfusion in die ohnehin schon nahezu undurchschaubare deutsche Flüchtlingspolitik. Deutschland fehlt spätestens seit den Gastarbeiter-Wellen in den 1960er Jahren neben dem Asylgesetz ein Einwanderungsgesetz. Dieses Gesetz könnte regeln, wieviel Menschen mit welcher Qualifikation im Jahr zu uns kommen können. Und auch hier greift der marktwirtschaftliche Vorschlag nicht, denn nicht alle, die „den Eintritt“ bezahlen können, sind auch die richtigen für den Arbeitsmarkt. Nach Möglichkeit sollen es die Begabtesten sein, die sich in die Volkswirtschaft eingliedern. Begabung allerdings lässt sich nicht am Geld erkennen.


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