Im Weißen Haus ist der Teufel los
Von Wolfgang Nagorske
Was ist nur in der Regierungszentrale in Washington los? In jeder Woche wird ein Maulwurf gesucht, der wieder einmal Internas an die Öffentlichkeit gebracht hat. Ein Enthüllungsbuch über das Leben im Weißen Haus jagt das andere und vor Gericht packt ein ehemaliger Vertrauter von Donald Trump aus. Es ist einsam geworden um den Präsidenten der stärksten Macht der Welt. Zu den mehr und mehr brisanten Enthüllungen hat sich der Präsident in der komplizierten Wirtschafts- und Handelswelt verrannt. Die EU als Ganzes exportiert mehr Waren in die Vereinigten Staaten, als sie importiert. Deutschland, die stärkste Volkswirtschaft innerhalb der EU, erzielt ebenfalls seit Jahren ein Exportüberschuss im Handel mit den USA. Und dann ist da auch noch China, das mit seinen Produkten den Markt der USA überflutet und relativ wenig Waren made in USA einführt. Auf dieses Bilanz-Ungleichgewicht hat Donald Trump nur eine Antwort und die heißt Strafzölle. Mit China erfolgt das im Ping Pong Rhythmus. Strafzölle aus Washington folgen Strafzölle aus Peking, weiteren Strafzöllen aus Washington folgen weitere Strafzölle aus Peking. Dabei verliert Trump die durchaus starke Exportwirtschaft aus dem kalifornischen Silicon Valley aus den Augen, deren Absatz sich durch die Abwehrmaßnahmen der Europäer und Asiaten spürbar verringert. Auf die Proteste von Google, Apple und Nike reagierte der Präsident auf seine Weise: Das sind Vaterlandsverräter. Wenn Donald Trump nicht umgehend die richtigen Berater findet, ist ein Ende der unsäglichen Zustände im Weißen Haus nicht in Sicht. Eine Erklärung für die Denkweise von amerikanischen Politikern formulierte unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg bereits der britische Ökonom John Maynard Keynes. „Die Amerikaner haben keine Vorstellung von internationaler Kooperation. Da sie die stärksten Partner sind, glauben sie, sie haben das Recht, in allen Punkten den Ton anzugeben. Wenn sie die Musik kennten, wäre das nicht so schlimm, aber leider haben sie keine Ahnung von der Musik.“