Ein Blick auf den Zoll

Von Wolfgang Nagorske

 

Nach der Einigung zwischen der EU und den USA auf weitere gegenseitige Strafzölle zu verzichten, war die Erleichterung auf beiden Seiten des Atlantiks spürbar zu vernehmen. Skeptiker in beiden Lagern setzen vor das Wort Einigung aber noch das Wörtchen vorübergehend. Sie haben Zweifel an dem Wort des US-Präsidenten, der nach dem Wurf seiner Zoll-Keule unmittelbar vor dem Treffen mit dem EU-Chef Juncker plötzlich eine Null-Zoll Vereinbarung ins Spiel brachte. Er wusste, darauf wird sich Europa niemals einlassen, denn die europäischen Zölle sind gewissermaßen ein Mix aus den Interessen aller EU-Staaten und müssten neu verhandelt werden. Und das kann in der Union dauern. Sein Schachzug zielt auf die Zollpolitik der Brüssel-Staaten. Sie stellt sich im Licht des Aufschreies über die Einführung der US-Strafzölle doch schon mehr als scheinheilig dar. Die EU belegt zum Beispiel alle Pkw aus den USA mit einem Zoll von 10 % während Mercedes, Peugeot oder Fiat nahezu unbezollt in die USA rollen. Wollen die Farmer aus Minnesota, Nebraska und Ohio Lebensmittel nach Europa schicken, müssen sie die Brüsseler Schutzbarriere von 26 % Aufschlag aus dem Weg räumen, bei Rindfleisch sind es gar 68 Prozent. Ein freier Welthandel sieht anders aus. Mit dem so genannten freien Welthandel verbindet sich lediglich das Wort zur Einhaltung von Regeln, die sich 164 Mitgliedstaten bei der Gründung der Welthandelsorganisation WTO vor 25 Jahren gegeben haben. Zu diesen Regeln gehören auch das Streben nach Abbau von Zöllen und der Kampf gegen Dumping-Preise. Donald Trump tendiert aber zu der Meinung, der Binnenmarkt der USA ist groß genug, als dass er sich diesen internationalen Regeln aussetzen muss. Er sieht die WTO als Fußfessel der Volkswirtschaft der USA. Der Ökonom Ludwig Erhard, der die von ihm und anderen Wissenschaftlern entwickelte soziale Marktwirtschaft in die politische Realität überführte, lehnte Abschottung und übertriebenen Schutz der nationalen Volkswirtschaft stets ab. „Wir müssen die Fenster und Türen aufreißen, damit ständig der internationale Wind unsere Produkte konkurrenzfähig hält“.


Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.