Kippa, Kopftuch, Burka und das Kreuz

Von Wolfgang Nagorske

 

Es war zu hören und zu lesen: Eine Welle antisemitischer Gewalt schwappt durch Deutschland. Im Falle von zahlreichen Messerattacken auf Passanten durch zu uns gekommene Flüchtlinge wird man in den Medien schnell und übereifrig darauf hingewiesen, dass es sich hier um Einzelfälle handele, die man nicht verallgemeinern dürfe. Ich behaupte, es gibt keine Welle antisemitischer Gewalt in Deutschland. Auch das sind in Relation Einzelfälle. Das ist keine Bagatellisierung. Jeder einzelne Fall ist schlimm und muss unverzüglich und mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden. Doch hier beginnt ein weiteres Problem. In einem Rechtstaat heißt unverzüglich, es vergehen mehrere Monate bis zu einem Urteil und die Härte des Gesetzes verläuft sich in der Regel in einer Strafe auf Bewährung. In dieser Zeit kommt es zu weiteren Straftaten. Ich bin kein Jurist. Doch müssten nicht Gesetze sich verändernden Situationen angepasst werden?

Der Antisemitismus in der Welt ist von seiner Entstehung vor Jahrhunderten bis heute eine komplexe und komplizierte Erscheinung, die ihre schrecklichste und unvorstellbarste Ausprägung in der Zeit des deutschen Faschismus erlebte. Deshalb ist es richtig, dass Signale judenfeindlicher Aktionen bei uns sensibler wahrgenommen werden. Seit der Gründung des Staates Israel vor 70 Jahren gibt es den jüdisch-arabischen Konflikt, auch deshalb, weil es bis heute nicht zu einem Staat der Palästinenser gekommen ist, wie es die UNO auch vor 70 Jahren beschlossen hatte. Wenn in Deutschland gegenwärtig die Übergriffe auf jüdische Menschen zunehmen, dann hat das auch, aber nicht ausschließlich etwas damit zu tun, dass durch die massenhafte und unkontrollierte Zuwanderung der jüdisch-arabische Konflikt auch zu uns gekommen ist. Wer aber glaubt mit Aktionen, wie „Berlin trägt Kippa“ dem im stillen und verborgenen bei uns vorhandenen Antisemitismus entgegentreten zu können, ist auf dem Holzweg. Diese bestenfalls symbolischen Aktionen führen zu keiner dauerhaften Veränderung dieses schäbigen Verhaltens. Hierfür bedarf es weitaus größerer Anstrengungen in der ganzen Gesellschaft, als eine Stunde Kippa tragen.


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